Zeit und Ewigkeit
Über den Schatz der Zeit
Mit der Zeit ist das ja so eine Sache, - sie ist relativ.
Sie kann sich gedehnt oder verkürzt anfühlen.
Ein schöne Freizeit oder ein Treffen mit Freund*innen: Wie im Flug vergangen.
Ein verpasster Zug und das zweistündige Warten am kalten Bahnhof: Elend lang.
Vieles kann man recyclen: Stahl, Papier, Glas.
Zeit nicht, - das macht sie so wertvoll.
"Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen", meinte der römische Philosoph Lucius Annaeus Seneca.
Ich lese daraus einen indirekten Rat, sorgfältig mit unseren Zeitressourcen umzugehen.
Damit kann ich viel anfangen, denn an manchen Tagen verbringe ich viel zu viel Zeit mit Tätigkeiten mit zweifelhafter Wertschöpfung.
Der Monat November ist mit dem Ewigkeitssonntag und dem damit verbundenen Gedenken an die Verstorbenen ein Gedenkmonat, der an die Kostbarkeit der Zeit erinnert.
Er ist auch ein guter Monat, um einmal innezuhalten und einen Zeitcheck vorzunehmen.
Das hat schon vor knapp drei Jahrtausenden der weise Salomo getan, auf den der Überlieferung nach folgende Meditation zurückgeht:
Alles hat seine Zeit
Geboren werden und sterben
pflanzen und ausreißen
töten und heilen
abbrechen und bauen
weinen und lachen
klagen und tanzen
Steine wegwerfen und Steine sammeln
Sich umarmen und aufhören sich zu umarmen
suchen und verlieren
behalten und wegwerfen
zerreißen und zunähen
schweigen und reden
lieben und hassen
Streit und Friede
Alles hat seine Zeit, aber alles was Gott tut gilt ewig.
Es gibt diese gefüllten Momente, die erfüllte Zeit sind. Es sind jene Momente, die wir auf der Landkarte des Lebens besonders in Erinnerung behalten. In denen wir ganz stimmig Mensch sind. In denen wir mit unseren Gedanken und Gefühlen - egal ob im Glück oder Mitleiden - so präsent und eins sind, dass sie uns dem Ewigen, Gott selbst ganz nahe sein lassen.
Diese erlebte Zeit nennt man: Leben.
Christian Uhlstein, Landesjugendpfarrer der EKvW