sammlung

Verbogen

Druck und Erwartungen verbiegen uns bis zum Zerbrechen

Die Büroklammer ist eine geniale Erfindung. Ihre Aufgabe ist es, Papiere schön geordnet zusammenzuhalten.

Doch über 75 % der Büroklammern erleiden ein ganz anderes Schicksal. Sie werden gebogen und verbogen. Ich mach das auch oft, wenn ich am Schreibtisch sitze, lese oder nachdenke. Dabei entstehen neue, man könnte fast sagen kreative Formen, die aber den Sinn der Büroklammer verhindern.

Unter dem vielen Hin- und Her biegen passiert es mitunter, dass die Klammer nicht nur verbogen wird, sondern zerbricht.

Für mich ist das ein Bild für unser Leben. Da gibt es so Vieles und so viele Menschen, die an uns zerren, an uns Erwartungen haben, uns unter Druck setzen, uns bilden wollen, uns biegen, uns verbiegen so wie sie uns gerne hätten.

Das können Eltern, Verwandte, Lehrer:innen, Kolleg:innen, die Gesellschaft, Freund:innen, Politik oder die Coronaregeln sein, Sorgen, Nöte, Angst und gerade aktuell auch dieser grausame Krieg in der Ukraine.

Unter dem vielen Biegen drohen wir am Ende nicht nur zu verbiegen, sondern zerbrechen vielleicht daran. Was hilft dann? Wer bringt Dich dann wieder in Form zurück, wer heilt, wenn der Bruch passiert ist?

Jesus hat sich ganz besonders um die verbogenen und zerbrochenen Zeitgenossen seiner Zeit gekümmert. Er half einer Ehebrecherin, er traf sich mit Ausgestoßenen, mit Betrüger:innen, Bettler:innen und Kranken. Er war ihnen zugewandt.

Jesus sagte:
„Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken!“

Ich bin für die verbogenen Typen, für die Menschen gekommen, deren Leben gescheitert ist. Für die, wo Versetzung gefährdet draufsteht, abgestempelt zur Außenseiter:in, einsam, Drogen genommen, missbraucht oder geschlagen. Für die, die von anderen verbogen oder sogar gebrochen wurden. Er gab damals und gibt heute diesen Menschen das Ansehen und die Liebe zurück. Liebe und Zuwendung machen heil.

Er sieht die Menschen zugewendet an, hört zu und ist ganz da, weil er bedingungslos liebt. Wir können das Gute von ihm erwarten.

Gleichzeitig ist das für uns Zuspruch und Auftrag. Zuspruch an uns, weil wir seiner Zuwendung gewiss sein können, wenn wir verbogen sind. Seine Liebe und Zuwendung ist uns sicher. Er lässt uns nicht fallen, geht mit uns durch alle Not.

Es ist aber auch Auftrag für uns. Auftrag, dass wir uns als Nachfolger, als Menschen, als Nächste den „Verbogenen“ bedingungslos zuwenden. Denen, die verbogen wurden von unserer Gesellschaft, von Schule, von den Erwartungen von Eltern, von fehlender Vielfalt, von der Isolation während Corona, durch Ihre gestohlene Jugend und zuletzt auch noch durch Angst vor Krieg. Auftrag seinem Handeln zu folgen. Dass wir sie in unseren Offenen Häusern, Gruppen, Gottesdiensten und Freizeiten mit offenen Armen aufnehmen, sie bei uns Liebe und Geborgenheit finden, Schutzräume finden. Und dass sie bei uns die beste aller guten Nachrichten hören und durch unsere Zuwendung erleben, dass Gott sich ihnen wie uns in unendlicher Liebe zuwendet und uns auch in schwerer Zeit nicht alleine lässt.

Zuspruch und Auftrag. Ich wünsche uns allen gutes Gelingen. Amen
Bibelstellen zur Andacht:
Mk 2,17 - 171.Mose 1,1
Autor: libu1959

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