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Valar Morghulis

Manchmal gibt es ein zu spät. Der Tod lehrt uns das. Wir sollten auch daran denken.

Verdammt!!! Jetzt ist es wirklich zu spät! Ich hatte wirklich vor, ihn noch mal zu besuchen. Berthold, den netten alten Mann in dem Haus in dem ich lange gewohnt habe. Er wohnte mit seiner Frau ganz oben. Die beiden waren immer so nett, und was mich besonders beeindruckt hat - die beiden waren immer so humorvoll. Seit meinem Auszug, das ist jetzt schon etliche Jahre her, wollte ich die beiden immer noch mal besuchen - oder sie sogar zu mir einladen. Schön im Garten sitzen und ein Käffchen trinken...

Dann - letztes Jahr - eine Trauerkarte in meinem Briefkasten. Ulla, die Frau, war relativ kurzfristig verstorben. Verdammt, für meine Idee war ich jetzt definitiv zu spät dran.
Bei der Beerdigung habe ich dann alle gesehen, Berthold und die ganzen ehemaligen Nachbarn. An dem Tag hatte ich es mir noch mal fest vorgenommen: Ich besuche Berthold.

Aber immer kam irgend was dazwischen, dann war nicht das richtige Wetter, dann habe ich es ne Weile einfach vergessen. Aber immer der Vorsatz: das mache ich auf jeden Fall noch!
Letzte Woche dann: ein weiter Umschlag mit schwarzen Rand in meinem Briefkasten. Die Mitteilung zu Bertholds Beerdigung.
Jetzt ist es wirklich zu spät. Ich habe es versäumt. Ich habe es versäumt ihn noch mal zu sehen, mit ihm zu sprechen, ihm zu sagen, dass ich ihn mochte - und ihm, nach den Tod seiner Frau, durch eine sicher schwere Zeit zu helfen.

Zu spät…
Lerne ich denn nie dazu? Manche Dinge lassen sich eben nicht unendlich verschieben….

Mir fallen die geheimnisvollen Worte aus der Fernsehserie Games of Thrones ein: “Valar Morghulis”. Nach und nach klärt sich in der Serie, dass diese Worte für das Volk der Bravoosi eine gängige Begrüßungsformel sind. Für eine der Heldinnen der Serie, Arya, bedeuten sie in Zusammenhang mit einer Eisenmünze sogar den Ausweg aus einer aussichtslosen Situation.
Aber erst in der dritten Staffel wird klar, was diese Worte eigentlich heißen.: „Alle Menschen müssen sterben.“
Das fällt mir ein, wenn ich jetzt an Berthold denke.
Es ist ja nun wirklich nicht so, als ob das nicht wüsste. Aber wieso vergesse ich das eigentlich scheinbar immer wieder. Die Zeit die wir haben, auch mit anderen Menschen ist begrenzt. Ich sollte wirklich anfangen wir das zu merken - und daraus auch endlich mal Konsequenzen ziehen: Manche Dinge eben nicht auf die lange Bank zu schieben, das, was mir wirklich wichtig ist, bald zu tun, und nicht erst irgendwann.

“Valar Morghulis” oder mit den Worten der Bibel aus Psalm 90: “Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.” (Psalm 90,12 )
Bibelstellen zur Andacht:
Psalter 90,12

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