Unterwegs – offen für Neues
„Gedanken zwischen Bahnhof und Aufbruch – eine Andacht über das Vertrauen auf dem Weg“
Unterwegs – offen für Neues
Neulich im Zug. Ich sitze am Fenster, Kopfhörer in den Ohren, Musik an – und trotzdem schweifen meine Gedanken ab. Der Zug fährt durch unbekannte Gegenden, irgendwo zwischen Städten, deren Namen ich kenne, aber nie besucht habe. Ich schaue raus, sehe Dörfer, Felder, eine Tankstelle, einen Spielplatz. Menschen, die ich nie getroffen habe. Geschichten, die ich nie hören werde. Und ich frage mich: Was würde passieren, wenn ich einfach aussteige – irgendwo, spontan, offen für das, was kommt?
Diese Frage, dieses „Was wäre wenn?“, hat was mit Nachfolge zu tun. Mit dem Unterwegssein. Jesus sagt nicht: „Lies zuerst 20 Bücher über Glauben.“ Er sagt: „Komm und folge mir nach.“ (Markus 1,17)
Nachfolge beginnt im Gehen. Und oft eben nicht mit einem fertigen Plan im Kopf. Die Jünger damals – Fischer, Zöllner, Zweifler, Eiferer – hatten auch keine genaue Ahnung, worauf sie sich einließen. Sie waren unterwegs, buchstäblich, mit Jesus. Und innerlich auch: in ihrem Denken, in ihrem Glauben, in ihrer Sicht auf die Welt. Und ständig kam etwas Neues: ein Mensch am Wegrand, eine überraschende Begegnung, ein Wunder, eine Herausforderung.
Jetzt – einige Wochen vor Ostern – sind wir wieder unterwegs. Fastenzeit. Kein Ziel erreicht, sondern auf dem Weg. Ostern kommt erst noch. Die Auferstehung ist noch nicht passiert. Alles ist noch offen. Vielleicht ist das genau der Punkt.
Glaube ist kein „Ich hab’s verstanden“, sondern ein „Ich bin gespannt“.
Nicht „Ich weiß, wie Gott ist“, sondern: „Ich will schauen, wo er sich zeigt.“
Nicht „Ich hab einen festen Plan“, sondern: „Ich geh los – und lasse mich überraschen.“
Wie beim Zugfahren. Du weißt, wo du eingestiegen bist. Vielleicht auch, wo du aussteigen willst. Aber was dazwischen liegt – das ist voller Möglichkeiten.
Vielleicht lädt uns diese Zeit vor Ostern ein, genau so unterwegs zu sein: neugierig, offen, manchmal auch fragend. Nicht alles erklären zu müssen. Sondern zu vertrauen, dass Jesus da ist – auch wenn der Weg noch nicht fertig ist.
Amen.