Stille Nacht
Eine Weihnachtsandacht im Jahr 2023 angesichts des Krieges in Gaza und Israel
In Bethlehem fallen in diesem Jahr (2023) die Weihnachtsgottesdienste aus. Keine Prozession und keine Orchestermusik wird die Stadt erfüllen. Stattdessen werden stille Gebete gen Himmel steigen. "Angesichts des Krieges in Gaza wäre alles andere unangemessen", meint Elias, ein palästinensischer Christ, der in Beit Sahour nahe Bethlehem wohnt.
Es ist ja nun nicht so, dass Weihnachten ausfallen würde, es wird anders gefeiert.
Ich stelle mir die Frage: Wenn ich auf alles beim Weihnachtsfest verzichten müsste bis auf Eines, was wäre das?
- Ein Weihnachtsfest ohne Krippenspiel? Mir würde etwas fehlen. Dabei ist die Tradition der Krippenspiele auch erst 800 Jahre alt. Franz von Assisi hat sie erfunden.
- Der Baum? Geschenkt!
- Die Kerzen? Das wäre schade, aber nicht unverzichtbar.
- Musik? Die erste Weihnacht fand auch in einer stillen Nacht statt.
Was mir dagegen auf jeden Fall fehlen würde wären Begegnungen, mit denen ich den Heiligabend und die Weihnachtstage verbringen könnte.
Was wäre Weihnachten ohne Gespräche und gemeinsam verbrachter Zeit.
Diese Momente müssen nicht laut sein oder lang dauern. So wie der Besuch der Hirten oder der Magier aus dem Osten zum Zauber der Weihnacht gehören, so sind es gemeinsame Zeiten mit der Familie, Freunden und Bekannten. Und wenn die nicht in der Nähe sind, dann werden selbst Telefonate oder ein Weihnachtsgruß in der Nachbarschaft besonders.
EINE Begegnung führt unabhängig davon zum Kern der Geschichte: Es ist die Begegnung mit dem Christuskind selbst, Jesus. Über Zeit und Raum hinweg ist dies nämlich möglich: Indem ich an das Kind in der Krippe denke, so mit ihm in Kontakt trete, bin ich mit hinein genommen in die größte Begegnung aller Zeiten. Die Geschichte einer einfachen Geburt. Statt mit lauter Prozession nur mit einem stillen Nachtspaziergang der Hirten zur Geburtsstätte. Statt eines Orchesters nur mit der stillen Anbetung der Magier. Schlicht und ruhig und doch stärkend.
In dieser Begegnung erleben Menschen zu allen Zeiten Nähe, und Hoffnung auf neues Leben und neue Perspektiven. Dies drückt auch der Beiname Jesu aus: Immanuel - Gott mit uns.
Christian Uhlstein, Landesjugendpfarrer der EKvW