„Sei bereit, jeden Morgen ein Anfänger zu sein.“ - Meister Eckhart
Über das Anfangen - Nicht nur für den Jahresbeginn
Mit dem Anfangen ist das ja so eine Sache: Die einen meinen, dass "jedem Anfang ein Zauber innewohne". Andere dagegen wissen: "Aller Anfang ist schwer". Das wiederum wird von denen in Frage gestellt, denen das Anfangen leicht, aber die Vollendung schwerfällt. Manche Künstler*innen berichten beispielsweise davon: Von der Idee bis zum Werk kann der Weg hügelig und herausfordernd sein.
Wie auch immer die Meinungen über das Anfangen sind, einig scheinen sich die meisten Menschen darüber zu sein, dass es sich lohnt, dann und wann neu anzufangen.
Der Physiker Albert Einstein bringt es nüchtern auf den Punkt: „Ich muss bereit sein, das aufzugeben was ich bin, um zu dem zu werden, was ich sein kann." Was sich in dieser alten mystischen Weisheit so logisch anhört, birgt leider wohl manche Anstrengung…
In den biblischen Erzählungen wird an unglaublich vielen Stellen vom Anfangen und Neubeginnen berichtet. Aufbrechen in neue Lebensräume und Realitäten gehört wohl zum Menschsein wie Luft zum Atmen.
Ich habe versucht eine leichte und nicht von immenser Tragweite berichtende Geschichte über das Anfangen zu suchen. Das ist aber gar nicht so einfach: Unzählige Menschen brechen in ein neues Leben auf (Abraham von Ur nach Kanaan, Ruth von Moab ins Land ihrer Schwiegermutter Naomi, die Jünger*innen werden zu Wanderprediger*innen). Manche kehren wie die Emmausjünger um, nachdem sie dem Auferstandenen begegnet sind), Selbst für den Mörder Mose gibt es nach einer Zeit der Besinnung und des Reifens die Möglichkeit für einen Neubeginn.
Dabei ist einfach jeder Anfang ein Wagnis. Für den einen ist es morgens aus dem Bett zu steigen, für die andere eine Hausarbeit an der Uni zu schreiben. Introvertierten fällt es schwerer auf andere Menschen zuzugehen, Extrovertierte tun sich vielleicht schwer die eigene Mitte und Ruhe zu finden.
Die Geschichte Gottes mit seinen Menschen macht vor allem eines deutlich: Es ist nie zu spät für einen neuen Anfang. Zu Beginn des Jahres möchte ich mir keinen unsinnigen Vorsätze vornehmen. Aber ein Anfänger möchte ich schon sein, der täglich mit Staunen und Neugier über das Wunderbare in Gottes reicher Schöpfung aufwacht.
Und nicht immer ist vielleicht der Aufbruch in eine fremde, irdische Welt dran. Vielleicht ist es ja gerade die größte Herausforderung, sich selbst täglich zu entdecken.
Christian Uhlstein, Landesjugendpfarrer der EKvW