SALZ UND LICHT
Andacht zu Matthäus 5, 13-16
Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.
Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.
So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Wer selbst kocht weiß, wie wichtig Salz ist. Ohne das Salz in der Suppe ist alles fad.
Es darf nicht zu wenig sein! Aber natürlich auch nicht zu viel.
„Ihr seid das Salz der Erde…“ - Das Wort vom Salz ist ein Wort aus einer Rede Jesu. Jesus hat um sich eine Schar von jungen Menschen, sogenannten Jüngern, versammelt. Diese lehrt er in den Dörfern am See Genezareth im Norden des heutigen Israels und an diesem Tag haben sich auch viele anderen dazugesellt und hören ihm auf einem Berghang am See zu, daher der Name Bergpredigt:
Da sind der eifernde Simon Petrus, der sich mit jedem anlegt, und der sanfte Johannes, der beim letzten Abendmahl die Nähe und den Körperkontakt sucht.
Da sind Menschen die in ihrem ersten Leben wie Johannes und Jakobus als Fischer gearbeitet haben oder als Freiheitskämpfer wie Judas der Zelot.
Es folgten ihm Maria aus Magdala, eine ehemalige Prostituierte, und Matthäus Levi, ein Zollbeamter, ein richtig fieser Finanzhai.
Und dieser Haufen soll das Salz in der Suppe sein? Na dann: „Prost, Mahlzeit und Guten Appetit“, könnte man skeptisch meinen. Doch der Plan geht auf. Es sind gerade diese scheinbar ganz normalen Menschen, die in der Lage sind, das römische Weltreich ins Wanken zu bringen.
Nicht weil sie ein Heer zusammenstellen, das den römischen Soldaten Widerstand leisten könnte. Nein, sie stellen dem Kaiser, der damaligen Götterwelt und dem ungerechten Sklaverei- und Unterdrückungssystem eine schärfere Waffe entgegen: Eine Haltung, die offensichtlich zeigt, was gut und richtig ist.
In den Worten der Bergpredigt, die vor dem Salzwort stehen, wird ein Mensch beschrieben, wie ihn Gott gedacht hat: Glücklich sind die, die mit leeren, offenen Geist vor Gott stehen und sich nicht für klüger als andere halten, die Leidtragenden, Sanftmütigen, nach Gerechtigkeit hungernden, die Barmherzigen, die aufrichtigen Herzens sind, die Friedensstifter und die um der Gerechtigkeit verfolgten (Matthäus 5,2ff).
Solche Leute nennt Jesus das Salz der Erde!
Die Zeiten ändern sich und den römischen Kaiser und das Ungerechtigkeitssystem der antiken Welt gibt es nicht mehr. Doch die Bergpredigt spricht etwas zeitloses an. Was diese Welt weiterhin braucht, ist Gerechtigkeit, die vielerlei ausdrückt:
• durch Verteilungsgerechtigkeit
• durch Klimagerechtigkeit
• durch einen diskriminisierungssensiblen Umgang miteinander
• durch Anerkennung von Diversität und rassismuskritisches Denken und
Handeln
• durch den Abbau von Barrieren und den Einsatz für Inklusion und Teilhabe
• durch den Einsatz für Frieden
Eine Utopie? Nein! Inmitten dieser Welt mit ihren Ungerechtigkeiten gibt es tatsächlich Menschen, die den Unterschied machen wie das Salz in der Suppe. Wer sind diese Menschen? Jede und jeder kann das sein. Du - ich. Familienmitglieder, Mitschüler*innen, Arbeitskolleg*innen oder Nachbar*innen. Es sind die vielen Ehrenamtlichen und beruflichen Mitarbeitenden, die sich in Gemeinde und Kirche für das Zusammenleben und ihren Mitmenschen einsetzen. Es sind alte Menschen und in diesen Tagen auch eine sehr junge Generation, die sich zu Wort melden. Die an die gemeinsame Verantwortung für die Schöpfung erinnert. Die vorlebt, wie man z.B. mit bewussterer Ernährung oder Kleidung schonend mit unserer Schöpfung umgeht. Die Gerechtigkeit einfordert, besonders auch für diejenigen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Menschen geben ihren Glauben auch durch ihre Taten Ausdruck.
Das schmeckt nicht jedem und ist doch in vielen Fällen wichtig und richtig. Auch wenn es vielleicht nicht so scheint: Kein tröstendes Wort, kein aufmerksamer Moment des Zuhörens, kein Dienst des Helfens ist nutzlos, keine Erinnerung an unsere Schöpfungsverantwortung ist wirkungslos, sondern so wertvoll wie ein klitzekleines Salzkorn, das die Suppe würzt.
Christian Uhlstein, Landesjugendpfarrer der EKvW
Gebet
„Ihr seid das Salz der Erde“, hast du gesagt. Du willst nicht, dass wir zurückgezogen Kirche sind und unsere Würzkraft für das Jenseits aufspeichern.
Hier in der Welt brauchst du uns, um dort, wo wir uns scheinbar auflösen, doch ganz das zu sein, wofür du uns berufen hast: Durchdringende Würze, aus der deine Liebe herausgeschmeckt werden kann.
Foto: Lichtbild Austria / pixelio.de