sammlung

Nicht nur sauber, sondern rein…

Wasche mich, dass ich weißer werde als Schnee (Psalm 51,9)

Omas riechen nach Seife. Lavendel, Honig, Rose. Nach frisch gewaschener Wäsche, nach Bügeleisen, nach Scheuermilch. Auch nach Braten, Butterkuchen und selbst gekochter Marmelade, aber besonders nach Seife. So zumindest in meiner Erinnerung. Meine Oma hat in ihrem Leben viel gewaschen und sauber gemacht – Wäsche anfangs noch per Hand an der öffentlichen Waschstelle, später mit der Maschine. Wenn man wissen wollte, wie man Flecken aus der Kleidung entfernen kann, dann wusste Oma Rat. Bei ihr waren die Handtücher auch ohne Trockner flauschig weich. Und die Unterwäsche gebügelt. Und die Wohnung immer geputzt. Und zum Arzt ging man selbstverständlich gebadet. Das konnte schonmal dazu führen, dass die Beschwerden verflogen waren, bevor man sich auf den Weg in die Praxis machte, weil das Bad an sich schon heilsame Wirkung zeigte. „Sagst du das noch einmal, wasche ich dir den Mund mit Kernseife“ – diesen Satz hatte sie selbst von ihren Eltern und Großeltern gehört – eine fragwürdige Erziehungsmethode. Aber wieder die Seife und die Sauberkeit.

Der Psalm 51 dreht sich ganz um das Thema Reinheit: „Wasche mich rein von meiner Missetat, und reinige mich von meiner Sünde“, bittet der Psalmbeter. „Wasche mich, dass ich weißer werde als Schnee“… Und vor meinem inneren Auge sehe ich die sauberen Bettlaken auf der Wäscheleine in Omas Garten flattern. „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist.“ Gott um Reinigung bitten bedeutet gleichzeitig, sich einzugestehen, keine weiße Weste zu haben. Kein Mensch ist fehlerfrei. Und manchmal ist es gut, sich das klarzumachen. Ich brauche eine Reinigung meiner Seele, so wie ich mir täglich die Zähne putzen muss. Diese Erkenntnis ist schon der erste Schritt zu einem Neuanfang.

Wie oft mache ich Fehler, nicht immer die ganz großen, aber doch sammeln sich immer wieder Flecken auf meiner Seele: Ich reagiere patzig auf die Frage eines Freundes, obwohl ich weiß, dass er es eigentlich nur gut meint… Ich habe zu wenig Geduld mit meinen Kindern oder meinen jüngeren Geschwistern… Ich sehe, dass mein Nachbar Hilfe braucht, bin aber gerade in Eile und schaue weg… Ich erkenne, dass jemand etwas falsch macht, und freue mich innerlich, dass ich es besser weiß, anstatt dem anderen zu helfen... Ich lästere über eine Bekannte, weil ich dadurch in der Gruppe besser dastehe… Ich kaufe billige Massenware, obwohl ich weiß, dass sie unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert wurde… Jede und jeder von uns könnte vermutlich weitere Dinge ergänzen.

Manchmal lastet eine Schuld schwer auf uns, sodass wir uns wirklich schmutzig fühlen. Es ist tröstlich zu wissen, dass ich mit diesem Schmutz nicht für immer herumlaufen muss. Reinigung bedeutet bei Gott auch, neu anfangen zu können - in Erinnerung an die Grundreinigung, die wir durch Jesu Tod am Kreuz geschenkt bekommen haben, als er die Sünden der gesamten Menschheit auf sich nahm. Bei der Taufe bekommen wir Anteil an diesem unfassbaren Geschenk. Es ist das Wasser der Taufe, das uns nicht nur sauber, sondern rein macht - und das ganz ohne Seife. Mit dieser Grundreinigung haben wir auch das das Versprechen geschenkt bekommen, bei Gott Vergebung zu erfahren, neu anfangen zu können, auch wenn wir schmutzig geworden sind. Gott nimmt die Flecken von meiner Seele, er vergibt mir meine Fehler, wenn ich ihn darum bitte. Gott weiß, dass ich Fehler mache, er sieht sie alle, ich kann und brauche sie nicht vor ihm zu verstecken. Und er liebt mich trotzdem. Er könnte mich für all meine Fehltritte, meine Fehler und Schwächen strafen, könnte mich zurückweisen, es gäbe gute Gründe dafür. Aber er tut es nicht. Er nimmt mir stattdessen den Schmutz von der Seele, macht mich leicht, befreit mich. Ich darf bei ihm neu anfangen und dann kann ich strahlen, glänzen, wie frisch gewaschen.

Von Gott gereinigt werden - ein bisschen fühlt sich das vielleicht an, wie als Kind sonntags aus Omas Badewanne zu steigen, die Haut schrumpelig vom langen Einweichen, wohlig warm und duftig sauber, in ein flauschiges Handtuch gekuschelt und in froher Erwartung von allem Guten, was da kommen mag.

Guter Vater, danke, dass Du mir die Flecken von der Seele nimmst.
Amen.




Bibelstellen zur Andacht:
Psalter 51,4 - 12

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