sammlung

In Berlin...

Muss ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich nichts gebe?

In diesem Sommer mach ich nur verrückte Tagestouren. Neulich zum Beispiel mit den Mädels nach Berlin: Morgens um viertel vor sieben in den Flieger, abends kurz vor halb elf zurück. Ok, ist jetzt ökologisch nicht so einwandfrei, aber das machen wir ja nicht jede Woche. Katja hatte ein paar Shopping-Geheimtipps in Friedrichshain.
An der S-Bahn Warschauer Straße mussten wir umsteigen – und da ging‘s dann los. „Habt Ihr mal ´nen paar Cent?“ quatscht uns ein Typ an in ziemlich zerschlissenen Klamotten. Wir gucken uns an. Na gut. Katja kramt in ihrem Portemonnaie. Wir gehen weiter, eine Treppe hoch. Der nächste fragt. „Habt Ihr was für mich?“. Ich zögere. „Vielleicht ´nen Kaffee oder ´ne Bretzel?“ In Sichtweite ist ein Bäcker. „Hatte ich gerade schon“, sagt er. „Dann heute nicht“ höre ich mich sagen und denke, wir hatten auch gerade schon… Auf dem Weg zur Tram war da noch die junge Frau mit den Rastalocken. Sie spielte Saxophon.
In der Tram reden wir darüber. Wie ist das eigentlich richtig? Muss ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich nichts gebe? Und wenn ich was gebe, wer braucht es dann am meisten? Wir beschließen: 1. „heute nicht“ ist als Antwort ganz gut. 2. Wenn wir ab und zu was geben, dann nicht dem, der die Musik macht, sondern dem, der am meisten runtergekommen aussieht. Und 3. Regelmäßig etwas spenden oder bei einer Tafel oder Kleiderkammer mitmachen, bringt am Ende mehr.

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