sammlung

Hoffnungslos

Befreiende Niederlage

Welche Hoffnung hast Du aufgegeben?
Eine Zeitschrift hat dazu mehrere junge Menschen auf der Straße befragt. Und als ich den Artikel lese, stelle auch ich mir sofort selbst die Frage: Welche Hoffnung habe ich aufgegeben? Auf den ersten Blick erscheint es mir ziemlich deprimierend: bedeutet eine Hoffnung aufzugeben nicht gleichzeitig auch eine Niederlage einzugestehen? Ich hoffe, dass etwas eintritt, dass ich ein Ziel erreiche und wenn ich diese Hoffnung aufgebe - wird nichts passieren. Ich bin hoffnungslos, desillusioniert, wieder angekommen in der Realität. Als Jugendliche hatte ich die Hoffnung mal in einer Band zu singen, berühmt zu werden. Jetzt mit über 30 muss ich mir eingestehen: Der Zug ist abgefahren. Da wird nix mehr draus. Hat aber auch irgendwie etwas Befreiendes sich von falschen Hoffnungen zu lösen. Wenn ich erst einmal festgestellt habe, dass ich da in eine falsche Richtung renne, kann ich aufhören meine Energie zu verschwenden und mich stattdessen lieber auf andere Dinge konzentrieren. Es ist schließlich auch ziemlich demotivierend einem Traum nachzujagen, ohne Aussicht auf tatsächliche Erfüllung. Also bedeutet die Hoffnung aufzugeben nicht automatisch etwas Negatives. Es kann mich beflügeln von kraftraubenden Vorstellungen Abschied zu nehmen und meinen Blick wieder auf die Realität lenken. Das hat etwas von "Kopf ausmisten". Gerade jetzt im Frühling ist dazu doch die beste Zeit.

Katrin Achterfeldt

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