Heimat

Woanders zuhause sein ?

Vor ein paar Monaten: Ich sitze alleine an einem der schönsten Strände Balis. Das Meer glitzert, die Sonne lacht mich an und kleine Mini-Schildkröten krabbeln über den Sand Richtung Wasser. So stellt man sich das Paradies vor. Aber: Ich habe in dem Moment Heimweh. Es war total absurd - da saß ich an einem der schönsten Strände der Welt und konnte an nichts anderes denken als meine Wohnung und das usselige Herbstwetter in Düsseldorf. Schon seit mehreren Wochen war ich nun in Asien allein unterwegs, hatte viel gesehen und meine Freiheit genossen. Jetzt aber war ich an einem Punkt angelangt, an dem ich einfach nur nach Hause wollte. Endlich wieder im eigenen Bett schlafen, den Nudelauflauf meiner Mutter essen, meine Freunde umarmen, mit ihnen quatschen und lachen. Ich bin kein Mensch, der schnell woanders Wurzeln schlägt. Ich liebe meine Heimatstadt, mein Zuhause, den Ort, an dem ich mich geborgen und angekommen fühle. Nur zu gut kann ich Menschen verstehen, die auch nach Jahren an einem fremden Ort nicht wirklich heimisch werden und den Wunsch in ihre Heimat zurückzukehren nie aufgeben. Nun, ich war vor ein paar Monaten in einer sehr komfortablen Situation. Die ganze Zeit während meiner Reise wusste ich, dass mein Zuhause noch da ist und nur auf meine Rückkehr wartet. Irgendwann habe ich mich dann in ein Flugzeug gesetzt und bin wieder heim geflogen. Was aber, wenn mein Zuhause zerstört wurde oder die Umstände eine Rückkehr einfach nicht erlauben? Wenn ich irgendwo ganz von vorne anfangen muss? In einer fremden Kultur, mit einer fremden Sprache und neuen Nachbarn, die mich vielleicht eher skeptisch beäugen als mit offenen Armen empfangen? Wie finde ich dann eine neue Heimat?

Katrin Achterfeldt