sammlung

Gute Geschichten

Eine Andacht aus der nerdchurch

Ich liebe Geschichten zu hören und zu lesen. Vor allem natürlich Gute. Aber was macht eine gute Geschichte aus?
Ich las unlängst das Buch „Die Musik der Stille“ von Patrick Rothfuss. Ein Buch, das ich nicht empfehlen kann, zumindest niemandem, der nicht die ersten zwei Teile der Königsmörder Chronik gelesen hat. Es ist ein Spinnoff der Haupt Triogie, also die Geschichte einer Nebenfigur im eigentlichen Roman. Die Geschichte, die erzählt wird, handelt, kurz gesagt, von einem Mädchen, das aufräumt. Sie hat an sich aber nichts, was ein Buch sonst ausmacht. Keine weiteren Protagonisten, keine wörtliche Rede, keine offensichtliche dramatische Handlung.
Und doch, die Geschichte wurde in Buchform gebracht, aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt und auch hier finden sich Leser. Unter anderem mich, der die Protagonistin sehr liebgewonnen hat.
Geschichten zu erzählen hat etwas mit demjenigen zu tun, der sie erzählt, mit der Geschichte selbst und den Zuhörern. Geschichten ändern sich je nachdem, wer sie erzählt. Die Geschichte des Erzählers sein Leben und seine Erlebnisse haben etwas mit der Geschichte zu tun. Geschichten erzählen ist etwas anderes als Vorlesen. Und Geschichten sollten sich ebenso mit den Zuhörern ändern. Die Geschichte vom Fischer und seiner Frau (Manntje, Manntje, Timpe Te, - Buttje, Buttje inne See, - myne Fru de Ilsebill - will nich so, as ik wol will.) ist durchaus variabel. Wie viele Stationen die Frau durchläuft und welche ist unterschiedlich, ob diese Geschichte Kindern oder Erwachsenen erzählt wird. Die Aussage bleibt am Ende aber gleich: Die Frau, die so sein will wie der liebe Gott selbst, sitzt wieder in ihrem Pissputt. (Hochmut kommt vor dem Fall.) Wir als Zuhörer erkennen sehr schnell, ob uns eine Geschichte erzählt wird, oder ob wir einem Vortrag lauschen.
Und auch die Geschichten, die wir in der Bibel lesen sind variabel. Menschen haben hier ihre Beziehung zu Gott in Geschichten festgehalten. Anders kann ich mir die zwei Schöpfungsberichte nicht erklären. Hier wurde etwas von Menschen für Menschen erzählt um die inhaltlichen Aussage nahe zu bringen. Und wir, die wir diese Geschichten heute erzählen, dürfen sie variieren und wir müssen es mitunter auch. Je nachdem, wer uns zuhört. Als Beispiel erzählen wir die Geschichte von der Arche Noah selten so, dass Gottes Vernichtung der gesamten Menschheit, das Ertrinken von Millionen von Menschen und Tieren zur Beruhigung Gottes Zorn im Mittelpunkt steht, oder?
Eine Geschichte, die weder mit dem Erzähler etwas zu tun hat, noch mit den Zuhörern ist leblos. Für uns Erzählende bedeutet das, wir dürfen uns nicht verstecken, nicht hinter die bloßen Worte zurückziehen. Wenn wir keine Hörbücher schaffen wollen, müssen uns unsere Geschichten selbst bewegen und etwas von uns erzählen.
Und es geht sogar noch weiter. Selbst wenn wir die alten Geschichten nicht erzählen oder sie vermeintlich gar nicht in unserer Arbeit oder unserem Leben ihren Platz finden, sind wir Teil von Gottes Geschichte mit uns Menschen. Mit unseren Taten erzählen wir jeden Tag Geschichten und manche Geschichten werden auch über uns erzählt.
Das sollte uns bewusst sein. Alles was wir tun, ist Teil Gottes Geschichte mit uns und unseren Mitmenschen, an dessen Ende das Reich Gottes steht.

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