sammlung

Gott mit uns

"Liebe deinen Nächsten wie dich selbst"

Einen Moment lang dachte ich, das Mädel würde einen Kapuzenpulli mit einem christlichen Spruch tragen. Sie kam mir in der Fußgängerzone entgegen. Über ihrer Brust prangte ein kreisförmiges „Gott mit uns“. Das klingt ja erst einmal nach einem Segenswunsch: Dass Gott mit uns sein soll, das ist ja mal eine ganz gute Hoffnung. Dagegen habe ich überhaupt nichts einzuwenden. Wenn, ja wenn das Ganze nicht in Runen geschrieben wäre und der Reichsadler in der Mitte prangen würde.
Dieses „Gott mit uns“ war ganz früher mal der Wahlspruch des preußischen Königshauses und der Kaiser. Im zweiten Weltkrieg hatten den Spruch dann die Soldaten der Wehrmacht auf ihren Koppelschlössern stehen. Wenn „Gott mit uns“ immer noch „Gott mit den Deutschen und eben lieber nicht mit anderen Völkern“ heißen soll, dann wird mir schlecht. „Gott mit UNS“, weil wir es irgendwie mehr verdient hätten, weil wir besser wären oder warum auch immer. Die Deutschen als Gottes erwähltes Volk.
Glücklicherweise haben die Kirchen spät, aber zumindest nach dem zweiten Weltkrieg endgültig aufgehört, dieses total verkorkste Gottesbild zu verkaufen, das nur dazu dienen soll, andere Menschen auszugrenzen und abzuwerten.
Schwer erträglich find ich, dass sich heute solche Sprüche mit solchen Bildern in der Welt herumtragen lassen. Dagegen hilft nur eins: Das Bild des Gottes weiter zu verbreiten, der gesagt hat: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

Stefanie Schardien

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