Feiert an Ostern das Leben
Ostern 2024
Wenn Euch die Pfarrperson an der Kirche mit: „Christus ist auferstanden“, begrüßt, dann lautet die traditionelle Antwort: „Er ist wahrhaftig auferstanden“. - Und ich fühle mich immer wie ein Konfirmand, der abgefragt wird, ob er denn auch richtig auswendig gelernt hat.
Ihr Lieben,
wir gehen auf Ostern zu. Das Fest, ist eine Erinnerung an ein zentrales Ereignis in unserem Glauben: Der Tod und die Auferstehung von Jesus Christus.
Um wenige Ereignisse -so habe ich oft den Eindruck - wird zuweilen so heftig theologisch gestritten wie um dieses.
Wurde Jesus ans Kreuz geschlagen oder gebunden?
Was genau hat Jesus am Kreuz gesagt? Und wie ist das zu verstehen?
War das Grab leer oder voll?
Spiet das Leben des Juden Jesus überhaupt eine Rolle oder ist erst die Auferstehung der Beginn einer neuen Zeit?
So viele Fragen, und so viele Fragende, so viele Antworten gibt es.
Für mich ist es wichtig, immer mal wieder, mich diesen Fragen zu stellen. Nicht weil ich glaube, ich kenne die Antworten. Aber ich merke, dass meine Ideen zu den Fragen, sich im Laufe meines Lebens ändert.
Die Frage, ob das Grab voll oder leer ist, fragt danach, ob Jesus tatsächlich körperlich auferstanden ist. Über dreißig Jahre war diese Frage für mich nicht relevant, zu viel Theologie, zu wenig Leben knüpft sich daran. Ich habe den Diskurs schlicht nicht verstanden. Und welchen Unterschied macht diese Frage heute in 2024? Aber inzwischen kann ich erahnen, wieso sich Menschen damit so intensiv befassen. Es bleibt ein hochtheologischer Diskurs, der zuweilen immer noch fern der Lebenswelt der Menschen bleibt.
Und so geht es mir mit vielen Fragen rund um Ostern. Neben den theologischen auch kirchengeschichtliche.
Eine Frage treibt mich aktuell um:
Warum hat es die Kirche nicht verstanden, Ostern zu einem Fest werden zu lassen? Weihnachten, ja, Besinnlichkeit, Kerzen, Familie, Essen, das ist ein Fest. Aber Ostern? Fasten, Stille, Karfreitag Fisch essen, dreimal zur Kirche, das ist kein Fest. Und es gibt immer noch Gemeinden, die eine Osterkirmes als Sünde verdammen.
Versteht mich nicht falsch, ich bin gerne Protestant, aber manchmal wünsche ich mir mehr Leben und weniger Theologie zu Ostern.
Denn darum geht es für mich an Ostern: Jesus ist lebendig geworden. Er lebt, er ist auferstanden. Es geht ums Leben! Es ist kein „Och, wie süß ein neugeborenes Kindchen“ Fest.
Es geht darum das Leben mit allem, was dazu gehört, zu feiern! Das ist für mich die zentrale Aussage: der Stachel des Todes, die Sünde, die Verdammnis, all das was mich von meinem Leben trennt, hat keine Macht mehr. Ich darf Lieben, Lachen, Leben und Feiern. Ich darf mich am Leben freuen ohne ein Gesetz, dass mir vorschreibt, was genau richtig und falsch ist.
Kein strafender, richtender und verdammender G*tt zwingt mich zu dieser oder jeder Handlung. Denn ich traue G*tt und mir zu, dass mich G*tt so geschaffen hat, dass ich mein Leben verantwortlich für mich und meine Nächsten gestalten kann.
Also feiert an Ostern das Leben!
Amen