„Du sollst Vater und Mutter ehren …“
Eine Andacht zum Muttertag
„Gott konnte nicht überall zur gleichen Zeit sein, und deswegen erschuf er die Mütter“, so heißt es in einem jüdischem Sprichwort.
Der Muttertag, der immer am zweiten Sonntag im Mai gefeiert wird, ist ein Tag zu Ehren der Mutter und der Mutterschaft. Er hat sich seit dem 20. Jahrhundert in der westlichen Welt eingebürgert. Die Ehrung mütterlicher Fürsorge ist jedoch schon viel älter: Im 13. Jahrhundert beispielsweise gab es in England unter Heinrich III. den sogenannten „Mothering Day“, einen Tag im Jahr, an dem die Menschen in die Kirche gingen, um mit der ganzen Familie zusammenzukommen. Auch wenn es dabei um die Fürsorge von Mutter Kirche ging, schwang allein im Symbol "Mutter" Wertschätzung mit.
Eine klare und deutliche Sprache zum Umgang mit den Eltern wird im vierten Gebot des Alten Testament gesprochen: „Du sollst Vater und Mutter ehren …“. Das ist übrigens das einzige Gebot mit einer Verheißung: „… auf dass Du lange lebst auf Erden.“. Es ist halt nicht egal, wie wir mit unseren nächsten Verwandten umgehen.
In früheren Zeiten wurde mit diesem Gebot ein Generationenvertrag begründet. Die Kinder haben sich um ihre Eltern gekümmert und konnten dasselbe von ihren Kindern erwarten. In Zeiten, in denen die Lebenserwartung in methusalemische Altersdimensionen steigt, ist diese Weisung aktueller denn je. Heute geht es dabei weniger um eine materielle Versorgung, sondern vor allem auch um eine geistige. Wie wichtig diese ist zeigen immer mehr vereinsamte alte Menschen. Die eigenen Eltern zu ehren, gebietet der Anstand. Ihnen mit Dankbarkeit und Vergebung zu begegnen sind auch für das eigene Leben von Gewinn.
Christian Uhlstein, Landesjugendpfarrer der EKvW