sammlung

Das Leben nach dem Tod - alles Kompost

Über die Frage, was wir vielleicht vergessen haben

Ich bin in Deutschland geboren worden. Meine Eltern waren Beamte. Wir haben in Ostwestfalen gelebt, in Einfamilienhäusern. Ich bin ein Junge. Das Sterben von Menschen gehört bis heute nicht wirklich zu meinem Leben.
Nun bin ich ein wenig älter geworden. Meine Frau und ich versuchen uns daran, nachhaltig zu leben. Dazu gehört auch, dass wir die Abfälle aus unserer Küche im Garten auf einen Komposthaufen werfen. Nun war es Zeit, diesem mal wieder umzusetzen. Eine Arbeit, die körperlich anstrengend ist, aber eben dazu gehört.
Was ist das ein Komposthaufen? Ich denke in einer auf Agrarwirtschaft basierenden Gemeinschaft ist das jede*m vertraut. Organisches Material (Kartoffelschalen, Eierschalen, Blätter, Gartenschnitt) wird gemeinsam mit Tiermist auf einen Haufen geworfen und verrottet. Am Ende des Prozesses steht die Komposterde, eine vitale Erde voller Nährstoffe, die als Grundlage neuen Wachstums auf die Gemüsebeete aufgebracht wird. Das war, vermute ich, von einer Generation noch allen Menschen vertraut. Heute ist das Wissen weitestgehend in der grünen Tonne verschwunden.
Es ist eine sinnliche Erfahrung in einem warmen kräftig riechenden Haufen Erde zu stehen und zu sehen, wie sich aus den Abfällen von vor einem Jahr eine lebendige und artenreiche Erde gebildet hat. Dies Erkenntnis, dass in der Natur das Sterben eben nicht das Ende ist, sondern Teil eines immerwährenden Kreislaufs, ist bei der Arbeit des Kompostumschichtens zu greifen. Manche Erfahrungen macht man am besten, und erlernt sie nicht aus Büchern.
Wie ist das nun mit den biblischen Bildern vom Leben nach dem Tod. Sie sind zu Menschen gesagt, die im Zyklus von Leben und Sterben in und mit der Natur leben. Landwirte, Hirten, Hausfrauen kennen diesen Prozess aus dem täglichen Leben. Insofern müssen wir uns immer wieder bewusst machen, was wir alles nicht wissen, was aber für die Menschen vor 2000Jahren selbstverständlich war. Das ein Hirte z.B. Schafe aufzieht, um sie zu töten und zu schlachten, ist Teil seines Berufes. Wie passt das ins Bild des 23. Psalms oder dazu, dass wir uns von Pastoren (lat. Hirten) anleiten lassen?
Häufig wird beklagt, dass wir das menschliche Sterben aus unserem Leben verdrängt haben. Ich glaube, wir haben sehr viel mehr verdrängt. Das Sterben nicht das Ende ist, sondern Teil eines Kreislaufes. Das dieser Kreislauf die Grundlage allen Lebens ist. Das wir nicht über den Dingen stehen, sondern nur Teil dieses Kreislaufes sind. Und in diesem Kreislauf, wird unser Gott uns und unsere Seelen nicht einfach im Wind verwehen lassen. Er wird uns aufnehmen und…

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