sammlung

Berührungen

Echte Berührungen tun gut - jedem Menschen

Irgendwo in der Pampa bleibt unser Zug stehen. „Die Weiterfahrt verzögert sich auf unbestimmte Zeit“, nuschelt es aus den Lautsprechern. Super. Mein Akku ist alle, und mein Buch war auch schon vor ein paar Stationen ausgelesen. Ich blicke mich im Abteil um. Mir gegenüber sitzt eine ältere Dame. Sie hat etwas Robustes, aber gleichzeitig auch etwas Weiches. Als sie meinen Blick bemerkt, lächelt sie mich an. Wir kommen ins Gespräch. Sie ist Altenpflegerin. Irgendwann frage ich sie, ob das nicht schwer ist. Sehr, nickt sie. Und ob man sich nicht auch mal ekelt, wenn man sie saubermachen muss. Ihr macht das nichts, sagt sie. Schlimm sind vor allem die Arbeitszeiten. Die wenige Zeit, die sie mit ihren Bewohnern hat. Aber das Saubermachen, das Füttern, das Umbetten von Wundgelegenen, das macht ihr nichts. Was sie antreibt, will ich wissen. Und sie sagt: Jesus. Als sie meinen fragenden Blick sieht, lacht sie. „Der hat die Menschen berührt, also ganz normal angefasst“, erklärt sie, „und damit hat er Wunder gewirkt.“ Irgendwann rumpelt es, und der Zug fährt weiter. Bei der nächsten Station muss sie raus. Schade eigentlich. „Danke für das Gespräch“, sagt sie, und legt mir die Hand auf den Arm. Fühlt sich gut an. Warm. Echt. Und ich beginne zu ahnen, was sie meint.

Holger Pyka

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