Akademie für gepflegtes Nichtstun?!

Oder: Weniger ist mehr...

Eine Akademie für gepflegtes Nichtstun, Camping, Stickarbeiten und vieles mehr hat in
diesem Jahr in London der englische Buchautor und bekennende Lebemensch Tom
Hodgkinson gegründet. Ich horche auf: „Gepflegtes Nichtstun?“ Beim Nachforschen finde ich
heraus, dass er mit seinem Wirken „die Arbeitskultur der westlichen Welt angreifen möchte,
die so viele von uns versklavt, demoralisiert und deprimiert hat“.
Das Problem besteht in der Tat: Burnout, d.h. das körperliche und psychische Ausgebrannt
sein ist nur eine extreme Folge. Frust, weil man hinter den Möglichkeiten des globalen und
elektronisch hochentwickelten Lebens nicht mehr hinterherkommt, macht sich breit. Viele
Menschen, die ich kenne, geben zu, dass sie sich durchs Leben getrieben fühlen. Auf der
Strecke bleiben dann häufig Familienzeiten, Freundschaften und das, was eigentlich den
Wert fürs Leben ausmacht. Hodgkinson regt an: "Statt uns um Reichtum zu bemühen,
sollten wir versuchen, arm zu sein, indem wir sparsam sind und die Kinkerlitzchen der
Konsumwelt ablehnen“.
Auf gut deutsch: Weniger ist mehr! Das eigentliche im Leben kann man nicht kaufen. Lieber
Teilzeit im Beruf als Nullzeit in der Familie.
Oder mit den Worten der Jesu in der Bergpredigt: „Wer von euch kann durch Sorgen sein
Leben auch nur um einen Tag verlängern? Seht, wie die Lilien auf den Feldern wachsen! Sie
arbeiten nicht und machen sich keine Kleider, doch ich sage euch: Nicht einmal Salomo bei
all seinem Reichtum war so prächtig gekleidet wie irgendeine von ihnen.“
Christian Uhlstein, Landesjugendpfarrer der EKvW