sammlung

Absegnen

Positiv oder negativ?

„Neee, neee, noch nicht rausschicken! ... Das muss der Chef erst noch absegnen!“

Die junge Frau neben mir beschwört ihren Kollegen durchs Handy: „Das darf auf keinen Fall raus, bevor der das abgesegnet hat!!“

Und ich denke mir: Hui, das muss ein ziemlich strenger Chef sein, so aufgeregt wie die Frau ist. Und: Der muss den Auftrag absegnen. Ohne den „Segen“ des Chefs passiert da erstmal nix.

Ich finde es irgendwie schräg, wenn in so nem Zusammenhang vom „Segnen“ gesprochen wird. Das sagen wir ja so oft, wenn es um irgendwelche Planungen und Entscheidungen geht, bei denen wir nicht frei sind. Irgendwer anders, zum Beispiel der Chef, muss noch das „Go“ geben und das Projekt absegnen. Ich höre da ganz viel Strenge und Kontrolle raus - und ganz wenig Vertrauen. Das klingt eher nach: das Projekt absägen als absegnen.

Dabei kommt das mit dem „Absegnen“ ja aus der Religion: Ob im Hinduismus, Judentum, Islam oder im Christentum. Überall wird da abgesegnet, da geben Leute anderen ihren Segen mit. Und das ist erstmal etwas total Schönes. Davor muss man eigentlich keine Panik haben wie die Frau am Telefon. Denn jemanden segnen heißt: ihm etwas Gutes zusprechen. Etwas Gutes mit auf den Weg geben.

Wenn das die Chefs da oben mal lernen würden, dass sie ihre Mitarbeiter eher motivieren und bestärken könnten, indem sie ihnen gut zu sprechen und nicht nur einen auf streng und „Daumen rauf, Daumen runter“ machen. Das wäre was. Wirklich gute Chefs: Die sind ein echter Segen.

Daniela Kornek

2 Kommentare

23.08.21 16:07 -
super!
21.04.23 14:19 - anjalukas-larsen
Gefällt mir gut!